Fototheoretische Texte als Ausgangspunkt bildlicher Praxis
Die Thematik des Wahrheitsanspruchs in der Fotografie wird im Kontext aktueller Diskussionen über KI-generierte Bilder erneut auf den Prüfstand gestellt. Als Reportage-Fotografin habe ich jedoch bereits lange vor jeglicher Einflussnahme durch Retusche, Manipulation oder Künstliche Intelligenz festgestellt, dass dieser Anspruch in der Praxis lediglich eine theoretische Konzeption darstellt.
Die Reportagefotografie, obgleich frei von äußerlichen Manipulationen, impliziert dennoch eine subjektive Auswahl, Verkürzung und eine spezifische Perspektive. Dabei habe ich
festgestellt, dass die Fotografie nicht nur ein Mittel zur Dokumentation von Realität ist, sondern auch ein Medium zur Schaffung von Realität. Einer Verantwortung, der Medienschaffende sich bewusst sein sollten.
Im Rahmen meiner Masterarbeit an der Hochschule Bielefeld im Studiengang Fotografie und Bildmedien habe ich eine neuartige Untersuchung des Realitäts- und Wahrheitsanspruchs dieses Mediums vorgenommen. Basierend auf einer umfangreichen Literaturrecherche zur Fotografie habe ich diese Texte durch kreative, medienübergreifende Ansätze in bildliche Darstellungen überführt.
Damit schaffe ich eine Transformation von Texten, die ihrerseits über Bilder reflektieren und diese nun wieder in Bildform manifestieren. Die dabei entstandenen Objekte und Installationen dokumentieren vielschichtig das Lokalisieren des „Abdrucks der Realität“.
Nina Weymann
Das Foto als Abdruck, Spur und Index
Fotografie und Bildmedien