In den Medien wird Belarus meistens als letzte Diktatur Europas bezeichnet. Es ist eine Generation herangewachsen, die die Sowjetunion nur aus Erzählungen ihrer Eltern kennt. Was bedeutet es unter diesen Umständen aufzuwachsen? Wie ist es in einem Land zu Leben, in dem die Entwicklung von freiheitlich-demokratischen Werten untersagt wird.
Während es in Belarus 2006 und 2010 noch große Demonstrationen anlässlich der gefälschten Präsidentschaftswahlen gab, die gewaltsam niedergeschlagen worden sind, gibt es immer weniger Menschen, die rebellieren und Widerstand leisten. Diejenigen, die bleiben, passen sich an, flüchten in Gleichgültigkeit oder konservieren die Freiheit im Inneren. Passiv, desillusioniert, und ratlos müssen sie sich mit den Regeln des Regimes arrangieren.
In meiner Arbeit suche ich nach jungen Menschen, die nach Individualität streben, welche in Belarus nicht gerade erwünscht ist. Menschen, die aufgrund ihrer politischen Haltung, sexuellen Orientierung oder auch einfach nur wegen einer anderen Denk- und Lebensweise diskriminiert werden. Menschen, die nicht dem staatlichen Plan folgen und ihren eigenen — einen anderen, als den von der Gesellschaft vorgeschriebenen — Weg gehen.
Anhand von intimen Portraits der Menschen in ihrem persönlichen Umfeld gebe ich einen Einblick in das Leben junger Menschen und zeige, was es bedeutet und wie es sich anfühlt, unter diesen Umständen zu leben.
Julia Autz
While I was waiting
Fotografie und Bildmedien